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Nordkurier

Dominic Fischer | Januar 2021

12. Januar 2021 | Teterow bietet jetzt einen virtuellen Urlaub

KNOCHENFUND UND SCHNARCHEULE

Teterow bietet jetzt einen virtuellen Urlaub

Die Teterower machen mit Geschichten neugierig auf ihre Stadt. Da in der schwierigen Corona-Zeit keiner sagen kann, wann wieder Gäste kommen, wird schon mal zum virtuellen Urlaubstrip geladen.

Die Stadtmühle in Teterow barg auch ein dunkles Geheimnis. Foto: Simone Pagenkopf

Teterow. Die Teterower haben’s ja mit Geschichten. Und da sind nicht nur die legendären Schildbürgerstreiche gemeint. Tatsache ist zum Beispiel, dass man hier so richtiges Schweiz-Feeling bekommen konnte. Dafür sorgten einst die Kühe, die am Stubbenbruch weideten. 115 Jahre zurück – also 1906, um genau zu sein – hatte der damalige Verschönerungsverein der Stadt anfangs 24 und und dann noch weitere zwölf Kuhglocken für die Herde spendiert. Damit es in der Mecklenburgischen, auch Kleine Schweiz genannt, eine Art Sound wie in den Bergen der richtigen Schweiz gab. Schließlich hatte sich der Verschönerungsverein ja auf die Fahnen geschrieben, auch den Tourismus anzukurbeln und Gäste zu locken. Die Stadt Teterow ist gerade dabei, ein neues Besucherleitsystem zu installieren. Da haben auch solche Geschichten ihren Platz. Und Interessierte sollen gar nicht mehr so lange warten müssen, bis alles fertig ist, sondern schon jetzt Lust bekommen, Teterow zu erkunden. Mit einem nicht alltäglichen virtuellen Stadtrundgang, der jetzt im Internet freigeschaltet ist. „Den Nutzer erwarten alte und neue Ansichten von der Stadt sowie Wissenswertes zu den Sehenswürdigkeiten unseres Ortes. Im Charakter eines Hörspiels gibt es darüber hinaus jede Menge Geschichten rund um Teterow zum Schmunzeln, Nachdenken und Staunen“, sagt Jana Koch, Leiterin der Teterower Tourist-Information.

Andere Wege in Corona-Zeiten. Auf einen Stadtundgang durch Teterow laden Jana Koch und Elisa Mohr (links) von der Tourist-Information jetzt erstmal virtuell

Das seltene Geräusch einer Schnachreule Dazu gehört übrigens auch ein seltenes Geräusch am Rostocker Tor. Wer wissen möchte, wie eine Schnarcheule klingt, kann sich das einfach mal anhören. Ein Stopp wird natürlich auch auf dem Schulkamp eingelegt. Ende des 19. Jahrhunderts wurden hier nicht nur die Mädchen und Jungs getrennt unterrichtet, es gab auch noch körperliche Züchtigung. Aus einem Briefwechsel zwischen Bürgermeister und Schuldirektor im März 1898 ist zu erfahren, dass es in der Realschule bei einer Strafe mit dem Stock in der Regel drei bis fünf Hiebe setzte. Bei ein paar Schülern, die wiederholt die Schulgesetze übertreten hatten – zum Beispiel Rauchen in Kneipen –, sei die Strafe auch höher ausgefallen. Übrigens wurde diese „Körperstrafe“ an Schulen in der DDR 1949, in der Bundesrepublik erst 1973 abgeschafft, ist zu erfahren. Ein Stück weiter, an der benachbarten Stadtmühle ist der Mimik des Müllers – augenzwinkernd in Holz gehauen von Jim Schütz – nicht nur anzusehen, was Korn noch so bewirken kann. Bei Sanierungsarbeiten im November 1996 hatten Bauarbeiter in einem Gewölbe in 40 Zentimeter Tiefe Knochen gefunden von zwei Menschen, die übereinander lagen. Vermutlich aus der sogenannten Franzosenzeit. Wie sie zu Tode kamen, ist nicht klar, sicher sei aber, dass beide Opfer vor ihrem Tod mächtige Zahnschmerzen gehabt haben müssen. Das wurde jedenfalls aus dem Zustand ihrer Gebisse geschlossen. Der virtuelle Stadtrundgang führt auch in die Heidberge und auf den Bergring. Da ist von einer einst offenbar wertbeständigen Anlage die Rede. Das Geld, das Teterower für den Bau des Ehrenmals in den Heidbergen spendeten, hatte nämlich kontinuierlich an Wert verloren, so dass man 1923 mit dem Restgeld eine Kiste Cognac kaufte, um noch was von den Geldern zu retten. Und wer glaubt, dass erstmals wegen Corona das Bergringrennen verschoben werden musste, irrt. 1950 fand das traditionelle Pfingstrennen eine Woche später statt. Grund war das erste Deutschlandtreffen der Jugend in Berlin samt Sandbahnrennen, weshalb Fahrer wie Erich Bertram und Artur Flemming Pfingsten nicht nach Teterow kommen durften. Eine Woche später dann aber schon. Und dann hatten die Teterower auch noch Glück. Pfingsten 1950 goss es nämlich in Strömen. Eine Woche später bejubelten über 50000 Zuschauer Erich Bertram als Sieger auf dem Bergring. Wer neugierig ist auf mehr, im Internet unter www.teterow-entdecken.de kann der virtuelle Stadtrundgang starten. „Künftig werden dann die einzelnen Stationen des Rundgangs ergänzend zur innerstädtischen Ausschilderung an markanten Gebäuden via QR-Code abrufbar sein“, sagt Jana Koch. „Darüber hinaus bekommen Gäste unkompliziert Informationen zur Gastronomie, zu Freizeiteinrichtungen, Übernachtungs- und Einkaufsmöglichkeiten“, fügt sie hinzu.

Text/Foto: Simone Pagenkopf
Erschienen in: Nordkurier, 12. Januar 2021